Nach dem erfolgreichen Start des Projekts "Musik tut gut" im Ev. Altenzentrum Neuenrade fand nun ein Workshop für Altenpfleger, haupt- und ehrenamtliche Betreuer in Plettenberg statt. Musikschuldozent Joachim Kampschulte zeigte den Teilnehmern, wie wichtig das Musizieren im Alter ist und welche Wirkung diese auf Seniorinnen und Senioren hat.
Bericht des Süderländer Tageblatts vom 28. August 2015
„Musik tut gut“ – Ein Musizierprojekt für ältere Menschen
Warum musizieren Menschen miteinander? Sie empfinden Freude und Wohlbefinden beim Singen und gemeinsamen Musizieren mit Instrumenten, ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Könnens. Die Emotion in der Musik setzt jedoch auch einen Wiedererkennungseffekt voraus: Singen und musizieren Senioren gemeinsam, werden Erinnerungen an vertraute Personen und intensive Begebenheiten geweckt. Darum werden regelmäßige Treffen zum Singen und Musizieren von Senioren gerne angenommen. Zuhören, Mitmachen, Neugestalten oder gar eine Improvisation vorstellen – die Facetten des Musikerlebens bei „Musik tut gut“ sind vielschichtig.
Das Musizieren mit Senioren findet immer größere Beachtung. Von Neurologen wissen wir, dass Musik als Zugang in frühe Erinnerungsstrukturen des Menschen wirkt. Die Aneignung von neuen Lernstrukturen beim Musizieren kann auch noch im Seniorenalter erfolgen. Die Beschäftigung mit Musik ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, die sich mit Freude in Gruppen umsetzen lässt.
1. Musizierstunde im Seniorenheim
Unsere speziell ausgebildeten Lehrkräfte besuchen einmal pro Woche (nur außerhalb der Ferien) das Seniorenzentrum. Ein regelmäßiges Treffen zum Singen und Musizieren in der Gruppe wirkt motivierend und fördert oftmals die Bereitschaft, sich an einer Aktion zu beteiligen. Die Senioren erfreuen sich an der Musikhandlung der Stunde und beteiligen sich kommunikativ und stimmlich an den Liedern und Gesprächen. Sie erfahren elementares Musizieren an Instrumenten und erleben sich in einer Kann-Situation. Leichte Abläufe werden wiederholt gezeigt, Hilfestellung des Musikpädagogen sind selbstverständlich, Freude entsteht aus dem spontanen Erleben heraus und aus der Sicherheit: Hier kann ich mitmusizieren mit meinen Fähigkeiten. Lachen ist die beste Medizin – diese alte Volksweisheit trifft gerade in Gemeinschaftsaktionen zu, bei denen aktuelle Probleme in den Hintergrund treten und die Jetzt- Situation im Vordergrund steht. Und dann ist er plötzlich da: der gemeinschaftliche Spaß am Musikerlebnis. Denn: „Wo man singt, da lass dich nieder…“
Dieses Konzept ist vordergründig gedacht für Senioren, die nicht mehr mobil sind und an der Musikstunde sitzend teilnehmen.
Inhalte:
- Singen mit Senioren: Regelmäßiges Singen für ältere Menschen beinhaltet eine besonders emotionale Komponente. Das Lebensgefühl wird gestärkt, sie fühlen sich beim Singen wohl und entspannt. Selbst sehr introvertierte Menschen reagieren auf bekannte Lieder mit plötzlichen Aktionen und vorhandener Textsicherheit, unruhige oder depressive Menschen werden beim Singen ruhiger, sie beginnen mit dem Zuhören und können für kurze Zeit Schmerzen und Unwohlsein vergessen. Auf gesunde Menschen wirkt Musik fröhlich, und das spontane Mitsingen spricht vielen aus der Seele. Außerdem bedeutet Singen ein Training der geistigen Leistungsfähigkeit. Gerade für an Demenz erkrankte Menschen ist das Singen ein guter Zugang zur Persönlichkeit als Träger von Emotionen und Erinnerungen.
- Bewegung mit Senioren: Musizieren ohne Bewegung ist nicht möglich. Stimm- und Atembewegungen beim Singen, motorische Fertigkeiten beim Spielen von Instrumenten und schließlich die Bewegungsspiele im Sitzen oder das allgemeine Tanzen – fein- und grobmotorische Bewegungen wechseln sich in einem wiederkehrenden Rhythmus in den Musikstunden ab. Requisiten laden zu Bewegungsspielen ein und unterstützen Geschicklichkeitsabläufe. Die Sitztänze kombinieren Musik und Erzählung und können von den Teilnehmern je nach individueller Mobilität mitgemacht werden. Musik hat einen hohen Aufforderungscharakter, Bewegungen werden mit auditiven Höreindrücken leichter verknüpft. Nicht die sportliche Komponente steht im Vordergrund, sondern die Lust an der Bewegung zu ansprechender Musik.
- Instrumentalspiel mit Senioren: Zentral steht der Einsatz der Orff-Instrumente. Für die Teilnehmer wirken sich Instrumente in vielerlei Hinsicht motivierend und interessant aus. Gerne werden sie angenommen und die Musikstundenteilnehmer können bei jeder Aktivität selbst über das Mitspielen entscheiden. Der Einsatz der Instrumente bestärkt Senioren in ihrem Können, da sie mit leichten Handgriffen zu spielen sind und keinerlei Fertigkeiten oder musikalische Vorkenntnisse voraussetzen.
Voraussetzungen:
- Anschaffung einer Instrumenten-Grundausstattung (Orff-Instrumentarium; hier werden Sie durch unsere Fachkraft beraten)
- CD-Abspielgerät
- Das Vorhandensein eines Klaviers ist von Vorteil.
Kosten:
- Das Konzept „Musizieren im Seniorenheim“ ist auf die Dauer eines Jahres konzipiert und beginnt jeweils zum Schuljahresbeginn. Die Kosten belaufen sich auf € 231,00 pro Monat bei wöchentlich 45 Minuten Musizierstunde.
2. U7 – Ü70
Begegnung zwischen Jung und Alt ist ein natürlicher Ablauf im sozialen Miteinander zwischen Generationen. Generationen lernen voneinander, Traditionen werden weiter gegeben und Veränderungen werden sichtbar. Im Kurs „U7 – Ü70“ werden musikalische Themen von Früher und Heute verarbeitet. Gemeinsam singen, musizieren und tanzen (Kinder im Stehen, Senioren im Sitzen) bedeutet in angenehmer und positiver Atmosphäre das Verständnis zwischen Jung und Alt zu unterstützen.
Musizieren kann jeder Mensch. Seine Stimme einsetzen, im Takt mitwippen, eine Melodie mitsummen oder mit den Händen das Lied begleiten sind elementare Musikstrukturen. Die Senioren musizieren je nach Fähigkeiten und Können mit. Die Kinder sind neugierig auf musikalische Handlungen und motivieren die Senioren zum ungezwungenen Mitmachen.
Inhalte:
- Grundschlag und Rhythmus spielen im Projekt „U7 – Ü70“ eine zentrale Rolle: Mitklatschen oder leicht handhabbare Instrumente, die alle gemeinsam spielen, fördern einen gemeinsamen Klang im Raum. Die Instrumente erweitern die Motorik und das Klangspektrum bei Jung und Alt.
- Der Unterricht beinhaltet die Weitergabe des musikalischen Kulturguts an die Kinder, aber auch das Erlernen von neuen Liedern durch die Senioren.
- Die Musikstunden berücksichtigen neutrale Themen wie Jahreszeiten, Kennenlernen oder auf Reise gehen. Stets werden die Themen mit viel Musik verknüpft, sind sehr leicht umsetzbar.
- Elementare Erfahrungen in der Bewegung werden mit dem Körper wahrgenommen. Unterschiedliche Ebenen (Senioren sitzen und Kinder stehen) werden ideal mit Augenhöhe verknüpft. Leichte Tanzstrukturen regen zum Mitmachen an (Sitztänze für Senioren).
Voraussetzungen:
- Anschaffung einer Instrumenten-Grundausstattung (Orff-Instrumentarium; hier werden Sie durch unsere Fachkraft beraten)
- CD-Abspielgerät
- Das Vorhandensein eines Klaviers ist von Vorteil.
- Räumliche Nähe einer KiTa und eines Seniorenheims ist von Vorteil.
Kosten:
- Das Konzept „U7 – Ü70“ ist auf die Dauer eines Jahres konzipiert und beginnt jeweils zum Schuljahresbeginn. Die Kosten belaufen sich auf € 231,00 pro Monat bei wöchentlich 45 Minuten Musizierstunde.