Auch die vierte Auflage der Jugendkulturnacht in Neuenrade stieß auf viel positive Resonanz. Bis in die späten Stunden durften die Jugendlichen sich künstlerisch austoben.
Maik sprüht mit der Airbrush-Pistole eine blaue Linie aufs Blatt. Jolene schaut ihm dabei über die Schulter, gibt ihm Tipps und Anleitungen. Die junge Frau ist heute Assistentin von Künstler Simon Willhardt aus Wetter, der an diesem Samstag seine Ausrüstung mit ins Neuenrader Jugendzentrum auf der Niederheide gebracht hat. Teenager Maik stellt sich gar nicht so schlecht an. Profi Willhardt weiß: „Airbrushen ist nichts für Ungeduldige.“ Ständig müsse die Pistole wieder gereinigt oder gewartet werden, auch dann, wenn es gar nicht gilt, die Farbe zu wechseln. Die Geräte sind enorm empfindlich. „Also gibt es viele Unterbrechungen“, erläutert der Künstler. „Wer sowas macht, muss sehr ordentlich und geduldig sein.“
Daniel Schwebe, Kopf des Jugendnetzwerkes Neuenrade, der zu dieser vierten Nacht der Jugendkultur eingeladen hat, sitzt einen Tisch weiter und ist mindestens ebenso hochkonzentriert wie Maik bei der Sache, allerdings zeichnet er ganz ohne Pistole – und auch nicht auf ein Blatt Papier, sondern auf seinen Stoffbeutel. Angeleitet wird der Leiter des Jugendzentrums von Miryam Fernanlyeh aus Schwelm. Die Künstlerin hat die Taschen mitgebracht, die derzeit die meisten Besucher anziehen. „Am Anfang des Abends sah das noch ganz anders aus“, berichtet Schwebe gut zwei Stunden nach Beginn dieses kreativen Angebots. „Zu Beginn wollten alle Airbrushen“, erinnert er sich, dass an dem Tisch, wo nun Maik allein sein Geschick auf die Probe stellt, vorhin noch Gedränge herrschte. „Es ist sehr viel Bewegung – sowohl zwischen den einzelnen Angeboten als auch in Bezug auf die Teilnehmer. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.“ Schwebe blickt zurück: „Beim ersten Mal vor drei Jahren, als wir bei schönstem Wetter unter Flutlicht draußen auf der Niederheide künstlerisch aktiv waren, waren noch mehr Kids da. Doch direkt danach kommt schon der heutige Abend.“ Und so gestalten auch die 24-jährige Alika sowie der 28-jährige Angelos ihre Taschen. Der Trainer und die beim Basketball-Zweitligisten Phoenix Hagen für die Schul- und Kita-Arbeit zuständige junge Frau waren nach Neuenrade gefahren, um dort mit den Jugendlichen Streetball zu spielen. Das haben sie auch getan – etwa mit dem elfjährigen Tom und dem ein Jahr älteren Jonah. Doch nun sind die ausgepowert und so bleibt der Straßen-Basketball-Korb jetzt erst einmal ungenutzt.
Vom Raum nebenan her klingt „Wake Me Up When September Ends“. Der Hit von Green Day wird gesungen von Carsten Bender. Der Lehrer der Musikschule Lennetal sitzt dabei am Klavier. Im vierhändigen Spiel wird er unterstützt von der 21-jährigen Frieda. Bei der Musikschule können bei dieser Nacht der Jugendkultur auch andere Instrumente ausprobiert werden. Manchmal trommelt es so eben auch durch die Gänge des Jugendzentrums auf der Niederheide.
„Die ersten standen schon vor der Tür, bevor wir mit dem Aufbau fertig waren“, freut sich Veranstalter Schwebe. „Es ist echt eine gute Resonanz.“ Dann lächelt er und sagt: „Wir sorgen dafür, dass heute Abend eine Menge Leute nicht auf der Couch rumhängen.“ Und dann hebt er den Finger und betont, „dass später sogar noch einige kommen wollen, die jetzt noch auf einer Geburtstagsfeier sind“.
Text - und Bildquelle: Süderländer Volksfreund vom 1.10.2024 (Autor: Michael Koll)