Familiennachmittag mit Joachim Kampschulte
Herscheid. Da hatten auch die Tanzmuffel in Reihen der Herren keine Chance, sich zu drücken. Beim Musiknachmittag im Martin-Luther-Haus waren alle in Bewegung: Väter, Mütter, Erzieherinnen und natürlich insbesondere die Kinder. Erst ging es mit einem imaginären Regenschirm rund durch den Raum, dann wurden die Koffer für den Urlaub ge- und entpackt, um wenig später einen Tüchertanz aufzuführen. Angeleitet wurden Klein und Groß von einem Fachmann mit Fingerspitzengefühl und Humor: Joachim Kampschulte tänzelte leichtfüßig durch den Raum, führte die einzelnen Übungen vor und bediente zwischendurch mit Leichtigkeit das Klavier. „Der Achim“ – wie ihn die Kinder nennen, die ihn durch den regelmäßigen Musikunterricht im Familienzentrum kennen – ist der beste Beweis dafür, dass Musik jung hält. Diese These kann der 57-Jährige profund belegen, hat er sich doch intensiv mit der Auswirkung von Musik auf das Gehirn beschäftigt. Die Ausschüttung von Dopamin, dem Glückshormon, ist längst nachgewiesen. Und die Freude an seinem Wirken ist dem Experten deutlich anzumerken. „Für mich ist ein Tag ohne Musik nicht vorstellbar“, sagt der Neheimer. Der Diplom-Musikpädagoge unterrichtet pro Woche knapp 300 Schüler, ist seit Jahren deutschlandweit für ein Mainzer Institut als Dozent tätig und gab im Sommer sogar erstmals ein zweiwöchiges Seminar in China. Ganz gleich in welchem Land oder in welcher Stadt – eines sei überall gleich: „Jeder Mensch ist musikalisch.“ Auch dies kann er nachweisen: Sprache und Musik seien im menschlichen Gehirn im selben Areal angesiedelt. „Gibt es Menschen, die unsprachlich sind? Wohl kaum“, sagt Kampschulte. Mit Freude habe er daher den Anstoß von Einrichtungsleiterin Christiane Krüger aufgenommen, ein Angebot für Kinder und Eltern in Herscheid zu realisieren. Dass für diesen Musiknachmittag binnen kürzester Zeit 80 Anmeldungen vorlagen, zeigt, wie groß das Interesse von jungen Eltern mit Kindern für Musik ist – sehr zur Freude von Joachim Kampschulte, der weiß: „Wir alle kommen als Tänzer und Musiker auf die Welt.“ Über die Jahre bauen sich jedoch bei vielen Personen Hemmschwellen auf. Viele scheuen sich davor zu singen oder zu tanzen, aus Angst Fehler zu machen. Auf Begriffe wie falsch oder richtig verzichtet der Musikpädagoge daher bewusst. Für ihn steht die Beziehung zu den Kindern im Mittelpunkt – denn nur in einem vertrauten Umfeld könne man auch lernen. Und so verdeutlichte der Neheimer den Eltern im Martin-Luther-Haus, wie Kinder eigene Stärke entwickeln können, um gewappnet zu sein für die vielfältigen Herausforderungen auf ihrem weiteren Lebensweg – und das alles dank und mit der Kraft von Musik.
Bild - und Textquelle: Süderländer Tageblatt vom 25. 11. (Autor: Dirk Grein)